Suche Bauplatz für Moschee
Öffentlicher Raum, Publikation
Dauer: 5.7. - 13.9.2008
Buchpräsentation
Termin: 5. 7. 2008, 19 Uhr
Ort: Schloss Kalsdorf
Formatleitung: Johannes Porsch
Eintritt frei.
„Suche Bauplatz für Moschee" lässt an eine Annonce denken: Ein Bedarf, ein Begehren wird angezeigt und in Umlauf gebracht, öffentlich gemacht. Jemand sagt das, in der Hoffnung ein anderer möge darauf antworten. Die Möglichkeit eines Austausches wird in den Raum gestellt. „Suche Bauplatz für Moschee" lässt sich darüber hinaus als Ankündigung eines Vorhabens, sogar als Versprechen verstehen. Eine Moschee soll gebaut, ein entsprechender Standort soll gefunden werden. Aber: Wo ließe sich dieser Ort, ein Bauplatz, auf Grund eines gesellschaftlichen Konsens ausmachen?
Mit der Äußerung „Suche Bauplatz für Moschee" wendet sich ein (im Zusammenhang der regionale08) unbestimmter Absender an einen nicht näher definierten Empfänger. Damit ist ein Kommunikationsakt
eröffnet, der in ungeklärter Form Verhältnisse (wovon?) entwirft. Und stellt damit einen ngenommenen
Gemeinsinn zur Diskussion. Um welche Verhältnisse (die Gemeinsinn herstellen und fortführen) handelt es sich? Zum Beispiel: Wer spricht? Wer fühlt sich angerufen? In welchem Namen wird gesprochen? Und verstanden? In welchem Interesse? Und welches wäre das Meine, Deine? In welchem Verhältnis steht das (Meine, Deine) Eigene zu einem Andern (Eigenen) und zu einer (neu herzustellenden) Gemeinschaft? Die Äußerung „Suche Bauplatz für Moschee" ruft kollektive Vorstellungen als Aufzeichnungsfläche und Ablagerungsort von Vorstelllungen eines jeweiligen Anderen bezüglich eines konventionellen und deshalb zu verhandelnden „Gemeinsamen" auf. Weil gefragt wird: Auf welchen Grundlagen verstehen wir, ich, du das Gemeinsame? Wer sind wir, ich, du und die anderen? Und reinszeniert als ersten Schritt einer solchen Verhandlung kollektive konfliktreiche Bilderverfertigungen bezüglich westlich tradierten Denkens des Fremden, hier des Orients: Der Gebäudetypus Moschee figuriert hier als Austragungsort einer Zeichenpolitik an der zweifach gesetzten Grenze zwischen Eigenem-Westlichem-Anderem-Östlichem.
Wie wird diese Grenze gezogen? Und wie wird diese Grenze neu definiert, um über eine „west-östliche"
Aufstellung bzw. Angst der „Infiltration" oder eine Not der „Integration" zugunsten der Handlung einer kulturellen Übersetzung hinaus zugelangen? Wie kann eine aufgeklärte westliche moderne Tradition sich heute in einem Verhältnis der globalen Provinzen über ihren Wertekanon hinausgehend platzieren und z.B..„Islam" sich jenseits eines bedrohlichen neuen, nicht einverleibbaren Anderen vorstellen? Das wäre eine Aufgabe, im doppelten Sinne des Wortes. Und so bleibt für alle Beteiligten weiter zu fragen: Welche Fundamente des Eigenen müssen abgegraben werden? „Suche Bauplatz für Moschee" reißt diesen Vorstellungsraum, das ist: ein Handlungsraum - ein Bauplatz - als konfliktreiche Zone nicht nur westlichen- eurozentristischen Denkens auf.